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Das trügerische Gefühl der Sicherheit beim Hausputz

19.03.2019   Fast dreimal so viel Menschen sterben hierzulande jedes Jahr durch häusliche Unfälle als bei Verkehrsunfällen. Deshalb sollte man zum Beispiel beim Frühjahrsputz besondere Vorsicht walten lassen und unter anderem auf waghalsige Steighilfen verzichten.

Nirgendwo passieren so viele Unfälle wie in den eigenen vier Wänden. Wahrscheinlich ist es das trügerische Gefühl der Sicherheit gepaart mit Leichtsinn, die zu diesem hohen Unfallrisiko im eigenen Haushalt führen. Doch wie eine Umfrage belegt, wird das Unfallrisiko zu Hause immer noch deutlich unterschätzt. Dabei reichen bereits einige Verhaltensmaßnahmen, damit zum Beispiel der Frühjahrsputz nicht im Krankenhaus endet.

Die Zahlen sind hoch und sie steigen seit Jahren kontinuierlich: Ungefähr 3,2 Millionen Menschen verletzen sich in Deutschland pro Jahr in den eigenen vier Wänden. Mehr als 10.600 Personen starben 2016 sogar an den Folgen eines häuslichen Unfalls, wie der gemeinnützige Verein Aktion Das Sichere Haus e.V. (DSH) betont. Damit ist die Zahl der Getöteten etwa dreimal so hoch wie die Anzahl der Verkehrstoten. Und sie steigt seit Jahren ständig an: 2011 lag die Zahl der tödlichen Unfälle im Haushalt noch bei 7.868 Personen.

„Wir erleben in der Notaufnahme immer wieder Verletzungen aus Haus und Freizeit, die in vielen Fällen nicht sein müssten, aber großen Schaden anrichten“, so Professor Dr. Joachim Windolf, Direktor der Klinik für Unfall- und Handchirurgie des Universitätsklinikums Düsseldorf. Er ergänzt: „Viele Menschen unterschätzen Haus- und Freizeitunfälle und nehmen sie nicht so ernst, dabei verursachen sie mehr als die Hälfte aller Unfallverletzungen, Verkehrsunfälle eingeschlossen. Häufig werden die Gefahren nicht erkannt, die eigenen Fähigkeiten dagegen überschätzt.“

Die unterschätzte Gefahr und ihre Folgen

Die Minijob-Zentrale hat eine repräsentative Umfrage durch das Marktforschungsinstitut Forsa zu Unfällen in Haushalten durchführen lassen. Hierbei schätzten gerade einmal 32 Prozent der Befragten das Unfallrisiko in den eigenen vier Wänden als hoch oder sehr hoch ein – und das, obwohl 98 Prozent der Befragten bereits einen Unfall im Haushalt hatten. Besonders gefährlich – aber in aller Regel auch leicht vermeidbar – sind Stürze, die größtenteils auf Leichtsinn zurückzuführen sind.

Bei einer repräsentativen Umfrage eines Versicherers gab jeder vierte Befragte an, beim Frühjahrsputz statt einer sicheren Leiter unsichere Steighilfen wie Stühle oder Tische zu nutzen. Oft werden auch die Fliesen vom Badewannenrand aus oder die Fenster auf dem Sims stehend geputzt. Wer jedoch statt einer Leiter einen Hocker oder Drehstuhl als Steighilfe verwendet, um beispielsweise Fenster zu putzen oder auf dem Fenstersims steht, um den Fensterrahmen zu reinigen, spielt mit seinem Leben. Aber auch das Kabel des Staubsaugers ist in vielen Fällen eine Ursache für Stürze.

Die Folgen der Haushaltsunfälle sind vielfältig – und manchmal eben auch dramatisch. Jeder Dritte musste laut Forsa-Umfrage nach einem solchen Unfall zu einem Arzt oder in die Notaufnahme einer Klinik. 17 Prozent der Befragten haben sich aufgrund eines solchen Haushaltsunfalles schon einmal oder mehrmals krankschreiben lassen müssen. Die Umfrage untersuchte auch die Gründe für Unfälle. Genannt wurden hier Leichtsinn, eine unzureichende Vorbereitung und Flüchtigkeitsfehler.

Frühjahrsputz planen, vorbereiten, durchführen

Nach dem Winter nehmen sich viele vor, die eigenen vier Wände zu entrümpeln und gründlich auf Vordermann zu bringen. Bevor man allerdings mit dem Frühjahrsputz loslegt, sollte man sich erst einmal überlegen, was in welchen Räumen überhaupt zu erledigen, welche Reihenfolge hierbei sinnvoll ist und welche Utensilien hierfür notwendig sind, empfehlen die Experten des DSH.

Wenn feststeht, was alles zu erledigen ist, kann man einen Zeitplan erstellen – und zwar einen realistischen. Denn eine Unfallursache ist Stress und Hektik, also, dass man sich zu viel vorgenommen hat, und deshalb leichtsinnig und unachtsam wird. Besser ist es daher, zeitlich großzügig zu planen und dabei auch notwendige Pausen zu berücksichtigen.

Natürlich gehört zu einer vernünftigen Vorbereitung, dass die notwendigen Utensilien, wie zum Beispiel Leiter, Eimer, Besen, Lappen und Bürste griffbereit sind. Steht nämlich die Leiter schon bereit, kommt man gar nicht erst auf die Idee, auf ungeeignete Steighilfen zuzugreifen. Schuhe mit einer rutschfesten Sohle sind genauso hilfreich wie anliegende Kleidung, die sich nirgends verhaken kann. Deshalb sollte man auch keinen Schmuck tragen, denn Halsketten oder Ohrringe können leicht irgendwo hängen bleiben.

Alternativen zu chemischen Reinigern

Viele Reinigungsmittel sind giftig. Sie müssen so gelagert werden, dass sie von Kindern nicht erreicht werden können – das gilt auch beim Frühjahrsputz. Oftmals können aber schon allein die Inhaltsstoffe der gängigen Putzmittel Atemwegsbeschwerden, Ekzeme oder Allergien hervorrufen, so die Experten des DSH. Deshalb haben die Experten Alternativen zusammengestellt. Laut den Spezialisten des DSH erweisen sich zum Beispiel Zitronensäure, Natron, Waschsoda und Essig, „kombiniert mit Mikrofasertuch oder Putzschwamm, als wahre Putzwunder“.

Wie sich Haushaltsunfälle vermeiden lassen, erfährt man auch in den kostenlos herunterladbaren Broschüren des DSH „Zu Hause sicher leben. Gefahren erkennen, Unfälle vermeiden“ und „Sauber ist sicher besser“. Ein Faltblatt, ebenfalls vom DSH, fasst alles Wissenswerte zum Umgang mit Leitern zusammen. Und falls doch etwas passiert ist, hilft eine Anleitung zur Ersten Hilfe, die als PDF-Datei bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung heruntergeladen werden kann.

Speziell auf das Thema Erste Hilfe bei Kindern geht eine Broschüre der Bundesarbeits-Gemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e.V. ein. Übrigens: Die gesetzliche Unfallversicherung leistet bei Freizeitunfällen, zu denen auch Haushaltsunfälle zählen, nicht. Um nach einer unfallbedingten Verletzung finanzielle Einbußen und Einkommensverluste, die sowohl durch einen fehlenden als auch nicht ausreichenden gesetzlichen Versicherungsschutz auftreten können, abzusichern, bieten die privaten Versicherer zahlreiche Lösungen an.

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