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Bei Vergiftungen schnell und richtig reagieren

02.06.2016   Mehr als 50 Kinder werden jeden Tag hierzulande wegen einer Vergiftung ärztlich behandelt. Was zu tun ist, wenn vermutet wird, dass sich ein Kind vergiftet hat.

Spülmittel, Rohrreiniger, Blumendünger, Lampenöle, Körperpflegeprodukte, Tabak, Medikamente, Pflanzen, Früchte, Samen und Pilze – es gibt unzählige Substanzen im und ums Haus, die für Menschen giftig sind. Gefährdet sind vor allem kleine Kinder, die gerne Dinge in den Mund stecken. Dabei sind laut Experten rund 60 Prozent aller Giftunfälle vermeidbar. Und im Fall des Falles sollte man genau wissen, wie man richtig reagiert, um Schlimmeres zu verhindern.

Ein unbeobachteter Moment genügt, damit sich Kinder mit gesundheitsschädlichen Substanzen vergiften können. Deshalb empfehlen die Spezialisten der Bundesarbeits-Gemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V. (BAG), das Zuhause giftsicher zu machen. So sollten alle Substanzen, die unverträglich oder giftig sind, kindersicher verwahrt beispielsweise in einen Schrank eingeschlossen werden. Besonders achtsam müssen Eltern mit (Klein-)Kindern sein, wenn sie sich mit ihnen in einem Haushalt aufhalten, wo es normalerweise keine Kinder gibt.

Hier fehlt oftmals das Problembewusstsein und giftige Substanzen sind in vielen Fällen griffbereit – auch für Kinder. Wie sich Vergiftungsunfälle vermeiden lassen und was im Fall des Falles zu tun ist, darüber informierten die Broschüre „Risiko Vergiftungsunfälle bei Kindern“ sowie der Flyer „Sicher aufwachsen“ der BAG wie auch die kostenlose App „Vergiftungsunfälle bei Kindern“ des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).

Alle Infos stets griffbereit

Die App des BfR, die auch offline, also ohne Datenverbindung funktioniert, fasst Informationen zu Substanzen zusammen, die zu Vergiftungen bei Kindern führen können. Außerdem enthält sie Tipps, wie sich Unfälle vermeiden lassen und sie hilft, im Notfall Leben zu retten: Für unterschiedliche Vergiftungsunfälle werden dazu die entsprechenden Erste-Hilfe-Maßnahmen erklärt.

Praktisch: Das zuständige Giftinformationszentrum kann direkt aus der App heraus angerufen werden – eine Geolokalisierung macht dies möglich. „Die App hilft, in Notsituationen die richtige Entscheidung zu treffen, und sollte auf dem Smartphone aller Eltern und Betreuer von kleinen Kindern installiert sein“, betont BfR-Präsident Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel.

Die genannte 80-seitige Broschüre der BAG, die es in Deutsch und Türkisch gibt, informiert ebenfalls im Detail über die Problembereiche Haushaltsprodukte und Chemikalien, Medikamente, Pflanzen und Pilze sowie über erste Maßnahmen, die bei einer Vergiftung durchzuführen sind. Außerdem sind einige Merkblätter integriert, die sich beispielsweise ausdrucken und an geeigneter Stelle aufhängen lassen. Sie kann beim BAG per E-Mail angefordert oder heruntergeladen werden.

Typische Vergiftungssymptome

Eine Vergiftung kann man unter anderem am ungewöhnlichen Verhalten eines Kindes erkennen: Eine ungewohnte Erregung, Störungen der Bewegung wie ein unsicherer Gang, ein Greifen nach unsichtbaren Gegenständen, Schläfrigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder vermehrter Speichelfluss – all das sind häufige Symptome. Wenn bereits Anzeichen einer Vergiftung auftreten, muss das Kind umgehend zum nächsten Arzt, Kinderarzt oder ins Krankenhaus gebracht beziehungsweise der Notruf 112 angerufen werden.

Selbst wenn man nur vermutet, dass das Kind eine gefährliche Substanz zu sich genommen hat, sollte man sofort aktiv werden und nicht auf erste Beschwerden warten. Über einen Anruf bei der nächstgelegenen Giftnotrufzentrale kann man Spezialisten informieren, was passiert ist. Folgende Fragen sind hierbei von Interesse: Was wurde eingenommen? Wie alt ist der Patient? Warum, wann, wie und wie viel wurde eingenommen? Wie geht es dem Patienten? Was wurde bereits unternommen und wer ruft an?

Tipp: Muss ein Patient aufgrund der Empfehlung des Giftnotrufs ins Krankenhaus oder zum Arzt, sollte stets der Behälter, die Flasche beziehungsweise die Verpackung der Substanz, die für die Vergiftung verantwortlich gemacht wird, mitgenommen werden. Bei Pflanzen sollte ein ganzer Zweig zur Identifizierung bereitgestellt werden. Handyfotos und anderes Material, das bei der Bestimmung der giftigen Substanz unterstützt, sind ebenfalls hilfreich.

Hausmittel sind keine Hilfe

Ganz grundsätzlich darf man bei einer Vergiftung kein Erbrechen herbeiführen. Ätzende Substanzen würden dann beispielsweise zu einer weiteren Verätzung der Speiseröhre und des Mundraumes führen.

Wenn sich das Kind allerdings von selbst übergibt, dann sind unbedingt die Atemwege freizuhalten. In diesem Fall sollte das Kind zum Beispiel nicht auf dem Rücken liegen.

Ist es zu Verätzungen im Mund- und Rachenraum gekommen, sollte der Mund ausgewischt und durch Ausspucken entleert werden. Tee oder kohlensäurefreies Wasser kann getrunken werden, solange der Patient bei Bewusstsein ist und keine schäumenden Substanzen geschluckt hat. Milch hingegen ist problematisch, da sie die Aufnahme von vielen Giftsubstanzen sogar noch fördert, sodass Vergiftungs-Erscheinungen noch schneller eintreten könnten.

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