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So hat sich der Krankenstand bisher geändert

06.11.2020   Die Coronapandemie hat einer Krankenkassenstatistik zufolge Arbeitsausfälle bisher stark beeinflusst. Sie verdeutlicht, welche Monate beim Krankenstand in diesem Jahr besonders von den Vorjahren abweichen, aber auch, dass es bei psychischen Leiden unterschiedliche Trends gibt.

Im März und April 2020 waren gesetzlich Krankenversicherte deutlich häufiger krank als in den übrigen Monaten der ersten acht Monate dieses Jahres. Während alle anderen Monate des Vorjahres höhere Fehlzeiten als in diesem Jahr hatten, gilt für März und April das Gegenteil. Die psychisch bedingten Arbeitsausfälle gingen zwar 2020 erstmals seit vielen Jahren zurück, allerdings ist die Dauer der Fehlzeiten aufgrund solcher Leiden gestiegen. Das zeigt eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts einer gesetzlichen Krankenkasse.

Corona hinterlässt deutliche Spuren, wie eine Statistik des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) über den Krankenstand, also den prozentualen Anteil der angefallenen Arbeitsunfähigkeitstage gegenüber den tatsächlichen Tagen des Betrachtungszeitraums, der ersten acht Monate 2020 zeigt. Datengrundlage waren die Daten der fast 13 Millionen bei der AOK krankenversicherten Mitglieder. Zu Beginn der Coronapandemie im März und April 2020 stiegen die Krankenstände der bei der Krankenkasse AOK gesetzlich krankenversicherten Beschäftigten.

Der höchste Wert wurde im März mit 7,8 Prozent verzeichnet. Das sind 1,7 Prozentpunkte mehr als im März 2019. Auch im April 2020 lag der Krankenstand mit 5,4 Prozent 0,2 Prozentpunkte über dem des Aprils 2019. Laut WIdO gab es im März und April 2019 deutlich mehr Fehltage wegen Erkältungskrankheiten als in 2020. In den übrigen Monaten von Januar bis einschließlich August 2020 lag der Krankenstand unter dem der jeweiligen Vorjahresmonate. Besonders deutlich fiel der Unterschied im Mai 2020 mit 4,4 Prozent und damit 0,8 Prozent unter dem des Vorjahresmonats aus.

Arztbesuche wurden vermieden

„Viele Beschäftigte haben vermutlich aus Angst vor einer Infektion den Gang zum Arzt vermieden“, sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO. Der Rückgang könne auch mit verschiedenen Coronamaßnahmen wie Abstandhalten und Hygiene zusammenhängen. Im Zehnjahresvergleich erwiesen sich die Monate März und April 2020 ebenfalls als Ausreißer. Der Krankenstand lag im März 2020 1,9 Prozentpunkte und im April 2020 0,4 Prozentpunkte über dem Monatsdurchschnitt der Jahre 2010 bis 2019.

Dagegen lag der Mai 2020 auch im Zehnjahresvergleich 0,4 Prozentpunkte unter dem Durchschnittswert dieses Monats. Außer von März bis Mai 2020 lagen in allen anderen Monaten die Fehlzeitwerte in 2020 nicht oder nur marginal unter oder über den Durchschnittswerten des Zeitraumes 2010 bis 2019.

„Mehr Homeoffice, weniger Mobilität und die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln dürften zum Rückgang beigetragen haben. Angesichts aktuell steigender Infektionszahlen – und weil der Winter vor der Tür steht – sind diese Zahlen jedoch kein Anlass zur Entwarnung“, betont Schröder zur Krankenstands-Entwicklung in 2020

Krankheitsdauer wegen psychischer Erkrankungen nimmt zu

Nach einem stetigen Anstieg der Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen in den letzten Jahren verzeichnete das WIdO jetzt erstmals wieder einen Rückgang. Durchschnittlich 11,1 Arbeitsunfähigkeits-Fälle wegen psychischer Leiden je 100 bei der AOK gesetzlich krankenversicherten Beschäftigten gab es in den ersten acht Monaten 2020 – in 2019 waren es im selben Vergleichszeitraum noch 12.0 Arbeitsunfähigkeits-Fälle je 100 AOK-Mitglieder.

„Es ist zu vermuten, dass viele psychisch erkrankte Beschäftigte in der Lockdown-Phase zu Beginn der Pandemie aus Angst vor Ansteckung auf einen Arztbesuch verzichtet haben“, so Helmut Schröder. Gleichzeitig registrierte das WIdO eine sprunghafte Zunahme um mehr als drei Tage bei der Dauer einer psychisch bedingten Krankschreibung – im Schnitt waren die Betroffenen in 2019 25,9 Tage und in 2020 jedoch 29,3 Tage je Krankschreibung arbeitsunfähig.

„Offenbar haben Patienten mit psychischen Erkrankungen verstärkt auf die Einschränkungen und Belastungen reagiert, die mit der Pandemie einhergingen“, so Schröder. Der Trend der letzten Jahre zu immer längeren Fehlzeiten wegen Seelenleiden habe damit einen weiteren Schub erhalten. Zum Vergleich: 2011 waren es von Januar bis inklusive August noch 9,7 Arbeitsunfähigkeits-Fälle wegen psychischer Leiden pro 100 AOK-Mitglieder und die Länge der entsprechenden Krankschreibung belief sich im Schnitt auf „nur“ 22,5 Tage.

Gegen finanzielle Einbußen

Egal warum man krank wird, es ist für jeden wichtig, dass er durch eine Arbeitsunfähigkeit nicht auch noch finanzielle Probleme bekommt. Zwar zahlt die Krankenkasse als Träger der gesetzlichen Krankenversicherung bei einer Arbeitsunfähigkeit einem gesetzlich krankenversicherten Beschäftigten nach der sechswöchigen Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber ein Krankengeld, aber nur maximal 78 Wochen.

Zudem beträgt das Krankengeld 70 Prozent des Bruttolohns, höchstens jedoch 90 Prozent des Nettoeinkommens. Bei der Krankengeldberechnung wird nur das Einkommen bis zur Beitragsbemessungs-Grenze der GKV (monatlich 4.687,50 Euro in 2020) berücksichtigt – Gehaltsanteile oberhalb dieser Grenze werden nicht miteinbezogen.

Gesetzlich krankenversicherte Arbeitnehmer, deren Einkommen über der genannten Beitragsbemessungs-Grenze liegt, erhalten in 2020 höchstens ein Krankengeld in Höhe von 3.281,25 Euro im Monat beziehungsweise 109,38 Euro pro Krankentag. Gutverdiener müssen daher bei einer längeren Arbeitsunfähigkeit mit hohen finanziellen Einkommenseinbußen rechnen. Dieses Risiko lässt sich jedoch durch eine private Krankentagegeld-Versicherung absichern.

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