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Weltklimabericht warnt vor Extremereignissen

09.10.2019   Die neueste Publikation des Weltklimarats wartet mit ernüchternden Prognosen auf und fordert „ehrgeizige“ Anpassungsmaßnahmen ein. Wissenschaftler zeigen zudem auf, dass auch Deutschland bereits vom Klimawandel betroffen ist.

Der Erkenntnisse des neuesten Berichts des Weltklimarats zu den Folgen des Klimawandels sind dramatisch: Fortgesetztes Abschmelzen des Eises, Erwärmung der Ozeane, Anstieg des Meeresspiegels auf einige Jahrzehnte hinaus, mehr Schadenpotenzial durch klimatische Extremereignisse, Überschwemmungen, Erdrutsche und Waldbrände sind nur einige der Prognosen. Wissenschaftler sehen schon jetzt dramatische Auswirkungen, auch in Deutschland.

In naher Zukunft – gemeint ist damit die Periode bis zum Jahr 2050 – werden die Gletscher weiter an Masse verlieren, Permafrost abtauen, Schneebedeckung und arktisches Eis zurückgehen, „mit unvermeidlichen Folgen für die Stromabflussmenge und lokale Risiken“. Je nachdem, ob die Treibhausgasemissionen hoch bleiben oder „stark reduziert“ werden können, könnte sich dieser Prozess an den grönländischen und arktischen Eisschilden nach 2050 beschleunigen oder verlangsamen.

Zu diesen Schlüssen kommt ein kürzlich veröffentlichter neuer Bericht des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC), der sich speziell mit der „Kryosphäre“, also den schnee- und eisbedeckten Regionen sowie Dauerfrostgebieten, und dem Meer beschäftigt.

„Übergang zu noch nie da gewesenen Bedingungen“

Im Laufe des 21. Jahrhunderts dürften laut dem Bericht die Ozeane einen „Übergang zu noch nie da gewesenen Bedingungen“ vollziehen, verbunden unter anderem mit höheren Temperaturen und weiterer Versauerung. Marine Hitzewellen und extreme Wetterphänomene wie El Niño würden häufiger auftreten.

Die sogenannte „Atlantische Meridionale Umwälzbewegung“ (Atlantic Meridional Overturning Circulation, AMOC) wird den Projektionen zufolge zwar sehr wahrscheinlich nicht zusammenbrechen, sich aber abschwächen. Die AMOC ist eine Komponente des globalen Klimasystems; sie befördert im Atlantik warmes Wasser in den Norden und kaltes in den Süden.

In einem Szenario mit geringen Treibhausgasemissionen wäre das Ausmaß dieser Veränderungen kleiner, so der Weltklimabericht.

Anstieg des Meeresspiegels über 2100 hinaus

In der IPCC-Prognose steigt zudem der Meeresspiegel mit zunehmender Geschwindigkeit. Extremereignisse aufgrund hoher Wasserstände, die bislang selten vorkamen – einmal pro Jahrhundert in der „jüngeren“ Vergangenheit –, wären demnach ab 2050 an vielen Orten regelmäßig zu erwarten, „zumindest einmal pro Jahr“, wie es heißt.

In einem Szenario mit hohen Treibhausgasemissionen würde der Anstieg des Meeresspiegels bis zum Jahr 2100 auf eine Rate von durchschnittlich 1,5 Zentimetern pro Jahr anwachsen. Die Meeresoberfläche würde sich im globalen Mittel bis 2100 um rund einen Meter heben und im 22. Jahrhundert beschleunigt – um mehrere Zentimeter pro Jahr – ansteigen.

Eine etwas „optimistischere“, aber als weniger wahrscheinlich eingestufte Prognose sieht den Anstieg mit etwa einem Meter bis zum Jahr 2300 begrenzt. Extremwasserstände und küstenbezogene Gefährdungen würden durch intensivere und niederschlagsreichere tropische Wirbelstürme verschärft. „Projizierte Veränderungen von Wellen und Gezeiten variieren lokal dahingehend, ob sie diese Gefahren verstärken oder mildern“, so der IPCC-Bericht.

Vielfältige Folgen

Die Folgen des Wandels sind breit gefächert. Sie würden sich in einer Verlagerung der Verbreitungsgebiete von Arten äußern, einer Verringerung der biologischen Vielfalt und beispielsweise auch in einem Rückgang des Fischfangpotenzials – Stichwort Ernährungssicherheit.

Wald- und Flächenbrände werden laut den Projektionen „für den Rest dieses Jahrhunderts in den meisten Tundragebieten und borealen Regionen sowie in einigen Gebirgsregionen deutlich zunehmen“. Ökosystemfunktionen würden geschädigt, die Anpassungsfähigkeit von Organismen und Ökosystemen beeinträchtigt. Auch hier gilt: je höher die Treibhausgasemissionen, desto größer die Auswirkungen.

Und: „Veränderungen bei Überschwemmungen, Lawinen, Erdrutschen und Bodendestabilisierung werden laut Projektionen das Risiko für Infrastruktur-, Kultur-, Tourismus- und Freizeitgüter erhöhen“, führen die Autoren weiter aus.

„Dringende“ Emissionsreduktion und Ehrgeiz bei Anpassung

Die Auswirkungen klimabedingter Veränderungen im Meer und in der Kryosphäre stellen die Politik zunehmend vor die Herausforderung, von der lokalen bis zur globalen Ebene Antworten zu finden, „und bringen sie in einigen Fällen an ihre Grenzen“, wird in dem Bericht festgestellt.

Problematisch sei dabei unter anderem, dass sich die Klima- und damit verbundenen Konsequenzen auf einem Zeithorizont abspielen, der über Entscheidungs- und Planungszyklen von Politikern und Unternehmen hinausgeht. „Klimaresilienz“ und nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen, hänge entscheidend „von dringender und ehrgeiziger Emissionsreduktion“ in Verbindung mit „koordinierten anhaltenden und zunehmend ehrgeizigen Anpassungsmaßnahmen“ ab.

Eine deutsche Zusammenfassung des Berichts „The Ocean and Cryosphere in a Changing Climate“ ist auf einer Webseite der deutschen IPCC-Koordinierungsstelle abrufbar. Der vollständige Bericht in englischer Sprache kann von einer Webseite des IPCC heruntergeladen werden.

Auch Deutschland ist betroffen

Auch in Deutschland ist nach Angaben von Klimaforschern aus Berlin und Potsdam in einer jüngst veröffentlichten Studie schon jetzt erkennbar: „Hitzewellen und extreme Regenfälle werden seit Jahrzehnten immer häufiger. Dieser Trend wird sich in Zukunft durch den Klimawandel fortsetzen.“ Laut dem Deutschem Wetterdienst war 2018 das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen im Jahr 1881, aber auch eines der trockensten.

„Wenn die globale Temperatur um zwei Grad zunimmt, wird jeder Sommer so wie 2018“, erläutert dazu Carl-Friedrich Schleußner von der Berliner Humboldt Universität, einer der an der Studie beteiligten Forscher. Doch nicht nur Hitzewellen oder Dürren werden laut Studie um gut vier Prozent wahrscheinlicher. Schleußner betont: „Die Wahrscheinlichkeit für Starkregen in unseren Breiten steigt im Vergleich zu heute um 26 Prozent.“ Damit steige laut Schleußner auch die Gefahr von Hochwasser und Überflutungen.

Schäden durch Überschwemmungen infolge Starkregen oder Hochwasser sind in der Regel jedoch nicht in einer Gebäude- oder Hausrat-Police versichert. Standardmäßig decken diese Policen zwar Schäden durch Sturm, Hagel, Blitzschlag und Brand ab, nicht jedoch diverse anderen Schäden durch Naturgefahren, sogenannte Elementarrisiken, wie eben Starkregen, Hochwasser, Schneelast und -lawinen, Erdbeben oder Erdrutsche. Doch die Elementarrisiken lassen sich in vielen Wohngebäude- und Hausrat-Policen gegen einen Aufschlag mitversichern.

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