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Wer später in Rente geht, gefährdet seine Gesundheit
Ein später Ruhestand wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus, wie eine Untersuchung belegt. Basis der Studie waren Daten von Frauen, die aufgrund einer Regelung noch mit 60 Jahren in Rente gehen konnten, sofern sie vor 1952 geboren wurden, im Vergleich zu den anderen, deren Renteneintritt frühestens mit 63 Jahren möglich war.
Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW) weist nach, dass sich der gesundheitliche Zustand verschlechtert, wenn Erwerbstätige erst später in den Ruhestand gehen können.
Das DIW hat dafür die Folgen der Abschaffung der sogenannten Altersrente für Frauen untersucht. Frauen, die 1951 oder früher geboren wurden, konnten bereits mit 60 Jahren unter Inkaufnahme von Abschlägen in Rente gehen, sofern sie die sonstigen versicherungs-rechtlichen Kriterien erfüllt hatten. Ab dem Geburtsjahrgang 1952 ist der früheste Renteneintritt erst mit 63 Jahren möglich.
Gesundheitliche Folgen eines späteren Renteneintritts
Auf Basis von Daten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) haben die Studienautoren die Gesundheit von Frauen, die 1951 geboren wurden (Renteneintritt mit 60 Jahren möglich), mit denen verglichen, die 1952 zur Welt kamen (Renteneintritt frühestens mit 63 Jahren realisierbar). Konkret beruht die Analyse auf administrativen Krankenkassendaten, die von der KBV erfasst werden, und damit von den gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland.Das Ergebnis: Bei Frauen, die länger im Erwerbsleben stehen (müssen), verschlechtert sich der Gesundheitszustand. Das zeigt sich an vermehrt auftretenden psychischen Krankheiten wie Stimmungsstörungen, aber auch an körperlichen Erkrankungen wie beispielsweise Übergewicht (Adipositas), Rückenbeschwerden und Arthrose.
Arbeiten im Alter kann zu mehr Stress …
Konkret stellte das DIW fest, dass der Anteil der Frauen, die 1952 auf die Welt kamen und zwischen dem 60. und 62. Lebensjahr stressbedingte Krankheiten aufwiesen, um 0,8 Prozentpunkte höher lag als bei den 1951 geborenen Damen im gleichen Alter. Bei den gesetzlich krankenversicherten Frauen mit Geburtsjahr 1951 hatten 22,2 Prozent im genannten Alter eine solche Diagnose, bei den ein Jahr später Geborenen waren es rund 23 Prozent.„Für 59-jährige Frauen zeigt sich ebenfalls ein statistisch signifikanter Anstieg“, heißt es in der Studie. Hier ist die jeweilige Differenz zwischen den zwei Geburtsjahrgängen sogar noch höher. Konkret litten bei den 1951-Geborenen im Alter von 59 Jahren 7,3 Prozent unter stressbedingte Krankheiten. Bei den Frauen, die ein Jahr später zur Welt gekommen sind, lag der Anteil im gleichen Alter bei 5,8 Prozent, und war damit um 1,5 Prozentpunkte niedriger.
„Arbeit ist offenbar insbesondere in höherem Alter mit Stress verbunden und überfordert einen Teil der Beschäftigten“, so die Studienautoren.
… und vermehrten Stimmungsstörungen führen
Ähnliches zeigt sich bei den Stimmungsstörungen. Während von den 1951 Geborenen 18,6 Prozent im Alter von 60. bis 62. Jahren davon betroffen waren, lag der Anteil bei den Frauen, die ein Jahr später auf die Welt gekommen sind, mit 19,5 Prozent um 0,9 Prozentpunkte höher.Zudem hatte 8,2 Prozent der 59-jährigen Frauen mit Geburtsjahr 1951 und 6,8 Prozent der gleichaltrigen Damen, die 1952 geboren wurden, damit zu kämpfen, was sogar einer Differenz von 1,4 Prozentpunkten entspricht.
Die Erwartungshaltung beeinflusst die Gesundheit
Dass zwischen den Geburtsjahren 1951 und 1952 eine noch deutlichere Differenz insbesondere bei den von stressbedingten Leiden betroffenen 59-jährigen Frauen im Vergleich zu den 60- bis 62-Jährigen festzustellen ist, hebt laut Studie die Bedeutung von Antizipationseffekten hervor.Die 1951 Geborenen konnten sich bereits mit 59 Jahren darauf freuen, dass sie in einem Jahr in Rente gehen können, die 1952 Geborenen im gleichen Alter wussten dagegen, dass es noch mindestens vier Jahre bis zum Renteneintritt sind.
Mittelfristig werden die Effekte jedoch schwächer: Für 63- bis 65-jährige Frauen konnten in der Studie keine statistisch signifikante Differenzen bei stressbedingten Krankheiten zwischen den beiden Geburtsjahren verzeichnet werden und nur ein geringer Anstieg von Stimmungsstörungen.
Weitere Folgen eines späteren Renteneintritts
Gesundheitliche Auswirkungen durch die Anhebung des Rentenalters der Frauen wurden auch für die Leiden Adipositas, Arthrose und Rückenbeschwerden festgestellt. Beispiel Adipositas: Von den 59-jährigen Frauen mit Geburtsjahr 1952 waren 7,3 Prozent von Übergewicht betroffen, das waren 0,9 Prozentpunkte mehr als der Anteil der 59-Jährigen mit dieser Diagnose, die ein Jahr früher zur Welt gekommen sind.Bei den 60- bis 62-Jährigen, die 1952 geboren wurden, hatten 7,4 Prozent Adipositas, was rund einem Prozentpunkt mehr entspricht als der Anteil der gleichaltrigen Betroffenen mit Geburtsjahr 1951. Hingegen lag die Differenz bei den 63- bis 65-Jährigen nur noch bei 0,7 Prozentpunkten: 4,2 Prozent waren von den 1952 geborenen Frauen im genannten Alter betroffen, bei den gleichaltrigen Damen, die ein Jahr früher zur Welt gekommen sind, lag der Anteil bei 3,5 Prozent.
„Mögliche Gründe für den Anstieg der Adipositas-Häufigkeit in Folge der Reform könnten weniger Zeit für Sport und gesunde Ernährung sowie ein positiver Zusammenhang zwischen der gestiegenen psychischen Belastung und der Gewichtszunahme sein“, so die Studienautoren.
Frühzeitig für einen frühen Ruhestand vorsorgen
Die Ergebnisse der Analyse zeigen laut DIW, „dass die negativen Auswirkungen bei der Anhebung des Renteneintrittsalters für Frauen von 60 auf 63 Jahre für die individuelle Gesundheit überwiegen: Die Erhöhung des effektiven Frühverrentungsalters für Frauen von 60 auf 63 Jahre hat zu einem Anstieg von psychischen Belastungen geführt. Die Häufigkeit von stressbedingten Krankheiten sowie Stimmungsstörungen ist deutlich angestiegen“.Auch führte die Abschaffung der Altersrente für Frauen und damit die Anhebung des Renteneintrittsalters für Frauen nach DIW-Angaben „zu einem deutlichen Anstieg in der Häufigkeit von Arthrose, Rückenbeschwerden und Adipositas“. Bei anderen Leiden wie Diabetes, Bluthochdruck, koronaren Herzkrankheiten und Schlaganfällen konnten dagegen keine signifikanten Effekte festgestellt werden.
Wer möglichst früh den Ruhestand genießen möchte, also weder bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze arbeiten noch seinen bisherigen Lebensstandard im Rentenalter absenken will, sollte frühzeitig privat vorsorgen. Denn die gesetzliche Altersrente allein reicht für einen finanziell sorgenfreien Lebensabend in der Regel nicht aus.
Wie hoch die voraussichtliche gesetzliche Rente tatsächlich sein wird und welche Vorsorgelösungen für den individuellen Bedarf sinnvoll sind, kann ein Versicherungsexperte analysieren.